Diese Philosophie klingt so einfach. Und doch war sie der Schlüssel des Erfolges für unseren Firmengründer Günther Fielmann. Dank seiner klaren Kundenorientierung hat er es geschafft, die augenoptische Branche zu revolutionieren. Günther Fielmann hat Millionen von Menschen gutes Sehen und Hören ermöglicht. Sein Name wurde zum Markenzeichen, zum Synonym für Mode, Qualität und faire Preise.
Ausbildung
1956-1959: Augenoptikerlehre bei der Firma Campbell (Hamburg); Abschluss mit Auszeichnung für das Gesellenstück
1959-1963: Stationen bei namhaften augenoptischen Fachgeschäften im In- und Ausland
1963-1965: Höhere Fachschule für Augenoptik Berlin; Abschluss als staatlich geprüfter Augenoptikermeister
1965-1972: Erfahrungen in der Fertigungsindustrie bei den Glasherstellern Essilor (Frankreich) und Bausch & Lomb (USA)
1982: Einführung der Geld-zurück-Garantie
1986: Umweltgelöbnis: Für jeden Mitarbeiter jedes Jahr einen Baum
1991: Expansion in die neuen Bundesländer
1994: Börsengang
1996: Beginn der internationalen Expansion
2002: Eröffnung der Produktion in Rathenow
2004: Nulltarif-Versicherung
2006: Eröffnung der Fielmann Akademie Schloss Plön
2007: Markenhörgeräte zum Nulltarif
2019: Übergabe des Vorstandsvorsitzes an seinen Sohn Marc
„Ich bin über meine Träume hinausgewachsen.“
Günther Fielmann hat die augenoptische Branche geprägt. Ihm ist es zu verdanken, dass breite Schichten der Bevölkerung nicht mehr durch hässliche Kassenbrillen diskriminiert werden. Die Demokratisierung der Brillenmode ist die historische Errungenschaft unseres Firmengründers Günther Fielmann.
Die Kindheit und Jugend
"Optiker werden immer gebraucht"
Günther Fielmann wird 1939 in dem kleinen Ort Stafstedt in Schleswig-Holstein geboren. Auf langen Spaziergängen durch die schöne Marschlandschaft weckt seine Mutter Luise seine Liebe zur Natur, die später zu einer erstaunlichen Leidenschaft Fielmanns führen wird.
Sein erster Berufswunsch ist es, Fotograf zu werden. Der Lokalzeitung verkauft er bereits erste Aufnahmen. Sein Vater, der Oberstudiendirektor Dr. Wilhelm Fielmann, ist von diesen Karriereplänen jedoch wenig begeistert. Er möchte, dass sein Sohn „etwas Richtiges“ lernt und rät zu einer Ausbildung als Augenoptiker. „Optiker werden immer gebraucht“, so die Meinung des Vaters.
Die Ausbildung
„Ich suche die Herausforderung. Ich möchte sinnvoll gestalten. Das ist meine Lust.“
1956 bis 1959 geht Günther Fielmann in die Lehre bei der renommierten Firma Campbell in Hamburg. Er ist ehrgeizig. Sein Gesellenstück – eine eigens entworfene und handwerklich hergestellte Brille – wird von der Handwerkskammer ausgezeichnet.
Für kurze Zeit arbeitet Fielmann als Optikergeselle in mehreren namhaften Betrieben, doch schnell will er mehr. 1963 entscheidet er sich, eine Meisterausbildung an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Berlin zu absolvieren. 1965 macht er seinen Abschluss als staatlich geprüfter Augenoptikermeister.
Es folgen prägende Jahre in der Industrie. Beim französischen Glashersteller Essilor und beim seinerzeit zweitgrößten Optikkonzern der Welt, der Firma Bausch + Lomb, lernt Günther Fielmann alles über die Produktion von Brillengläsern und Fassungen. Die Preispolitik der Branche treibt ihn um, denn die Verkaufspreise der Brillen haben damals nichts mit den tatsächlichen Kosten der Herstellung zu tun und sind flächendeckend hoch.
Die Anfänge
„Die Augenoptik zur Zeit der Gründung meines Unternehmens war kartellähnlich organisiert.“
Die augenoptische Branche der späten 1960er-Jahre ist mit der Augenoptik von heute nicht zu vergleichen. Optiker tragen damals weiße Kittel. Ihre Geschäfte erinnern an Apotheken. Die Brillen verwahren sie in Schüben und Schubladen. So ist der Optiker „Herr der Vorauswahl“ und entscheidet, welche Fassungen er dem Kunden zeigt. Für alle, die sich die teuren „Feinbrillen“ nicht leisten können, bleibt eine kleine Auswahl zeitlos hässlicher Kassenbrillen.
Als Günther Fielmann 1972 sein erstes eigenes Fachgeschäft in Cuxhaven eröffnet, geht er komplett anders vor, macht einen ersten, entschlossenen Schritt in eine neue Richtung. Seine Brillen präsentiert er offen, lässt so seinen Kunden die Auswahl. Von Beginn an koppelt Günther Fielmann seine Verkaufspreise an die tatsächlichen Herstellungskosten der Brille. Das macht ihn deutlich günstiger als alle Wettbewerber, die nach wie vor hohe Preise für ihre Waren verlangen.
Seine Niederlassungen haben mit dem Mief der späten 60er nichts mehr gemein, sondern sehen aus wie schicke Modeboutiquen. So macht er aus einer ungeliebten Sehprothese ein Modeaccessoire.
Das entgeht der Branche nicht. Vor allem Fielmanns Werbung, der günstigste Anbieter zu sein, stößt auf Kritik. „Aggressives Marketing“ werfen sie ihm vor und verklagen ihn, wollen ihn ausbremsen. Es ist der Moment, den Günther Fielmann als „Initialzündung seines Erfolges“ bezeichnet. Später wird er einmal sagen „Hätten die mich damals in Ruhe gelassen, hätte ich meine sechs, sieben Geschäfte behalten, und das wäre es gewesen.“ Als er jedoch provoziert und bedroht wird, stellt er sich dem Kampf. Der Erfolg gibt ihm recht: 1980 steht sein Name bereits über 49 Niederlassungen. Und der große Durchbruch steht unmittelbar bevor.
Die Revolution der Augenoptik
„Wer sich eine teure Brille nicht leisten konnte, trug sozusagen den Nachweis seines niedrigen Einkommens als Sozialprothese auf der Nase.“
Ein großes Stigma dieser Zeit: die Kassenbrille. Sechs Modelle gibt es für Erwachsene, zwei für Kinder. Für Günther Fielmann ist sie eine regelrechte Diskriminierung. Das will er ändern. Landauf, landab besucht er Krankenkassen, versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen über neue, modischere Kassenbrillen. Erst bei der kleinen Ortskrankenkasse der AOK im friesischen Esens wird er fündig. 1981 unterzeichnet Günther Fielmann in Anwesenheit des damaligen Bundesarbeitsministers Herbert Ehrenberg einen historischen Vertrag zur Fertigung von 90 schicken, qualitativ hochwertigen Fassungen in 640 Material- und Farbvarianten. Diese stehen den Kunden der AOK ab sofort zur Auswahl. Die anderen Krankenkassen ziehen nach. Mit einem Handstreich macht Fielmann so die Kassenbrille schön. Die Zahl seiner Kunden steigt und steigt. 1983 besitzt er bereits 75 Niederlassungen. Seinen neuen Flagshipstore hat Fielmann da gerade spektakulär eröffnet. In der Hamburger Mönckebergstraße dringt der Unternehmer in eine ganz neue Dimension der Augenoptik vor. Mehr als 10.000 Brillen aller angesagten Marken und Designer im seinerzeit größten Optik-Center Europas – mehr geht nicht.
Das Erfolgsrezept
„Sieh Dich im Nächsten, denke langfristig, übernimm Verantwortung.“
Fielmann arbeitet weiter an seiner "Revolution der Augenoptik" und führt immer wieder Leistungen ein, die es vorher so nicht gab. 1981 erfindet er die Zufriedenheitsgarantie und verspricht, jede Reklamation ohne Wenn und Aber zu akzeptieren. Viele warnen davor, dass dies von Kunden ausgenutzt werden könne. Günther Fielmann sieht das anders: „Wenn ich meine Kunden fair bediene und ihnen nicht das Geld aus der Tasche ziehe, dann werden sie auch mich fair behandeln. Vertrauen gegen Vertrauen.“ Erneut gibt der Erfolg ihm recht.
Ein Jahr später kommt auch die Geld-zurück-Garantie. Sehen Kunden ein bei Fielmann erworbenes Produkt anderswo günstiger, nimmt er es zurück und erstattet den Kaufpreis.
Was sich hier entwickelt, ist mehr als nur eine Reihe von Versprechen. Es ist eine ganz eigene Unternehmenskultur und Firmenphilosophie.
„Der Kunde bist Du“ wird zum Leitsatz dieses Denkens. Günther Fielmann hat es einmal so erklärt: „Ich möchte, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Kunden so behandeln als wäre er ihr Bruder, ihre Schwester, der Vater oder die Mutter.“
Kurz: Nicht maximaler Profit, sondern maximale Kundenzufriedenheit ist das Ziel. Die Belohnung dafür: Treue Kunden, die auch wiederkommen und Fielmann weiterempfehlen.
Die Expansion in die neuen Bundesländer
„Warten lohnt sich, Fielmann kommt!“
Ende der 1980er übernimmt Fielmann gleich mehrere Optikerketten, wächst innerhalb kürzester Zeit auf ein Filialnetz von 201 Niederlassungen. Dann fällt die Mauer. Günther Fielmann reagiert sofort. Wenige Tage nach der Öffnung der Grenzen macht er sich auf eine ausgedehnte Tour durch die DDR, knüpft Kontakte und schließt zügig einen Vertrag mit der Sozialversicherung des Landes ab. Er weiß: Brillen sind Mangelware in der DDR. „Warten lohnt sich, Fielmann kommt“ plakatiert er auf den Litfaßsäulen und hält sein Versprechen. Kaum eineinhalb Jahre nach dem Mauerfall − Deutschland ist gerade wiedervereinigt – eröffnet er in zahlreichen Städten Ostdeutschlands neue Niederlassungen. Über Monate bilden sich lange Schlangen, so groß ist die Nachfrage.
Grund des Mangels: die Brillenfertigung in DDR-Zeiten. Ostdeutsche Wiege der Augenoptik ist die Stadt Rathenow an der Havel. Hier werden seit mehr als 200 Jahren Brillen gefertigt. Zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik sind es die Rathenower Optischen Werke (ROW) im Kombinat Carl Zeiss Jena, die Brillen für ganz Osteuropa bauen. Damit ist der Betrieb jedoch vollkommen überlastet, es kommt zu langen Lieferfristen. Oft warten Brillenträger in der DDR viele Monate auf eine Brille.
Mit dem Fall der Mauer übernimmt die Treuhand die Privatisierung der ehemals „volkseigenen Betriebe“. Für die Rathenower Optischen Werke bedeutet dies das Aus. Tausende von Fachkräften stehen auf der Straße. Günther Fielmann handelt schnell. 1991 errichtet er in Rathenow eine moderne Brillenfertigung, schafft Arbeitsplätze und produziert dort Metall- und Kunststofffassungen.
Der Börsengang
„Als Unternehmer muss man ein Ziel, das man erkannt hat, konsequent durchsetzen.“
1994 ist es so weit: Fielmann geht an die Börse. Fünf Mark kostet seine sogenannte Volksaktie, die zur erfolgreichsten Neuemission des Jahres wird. Mit frischem Kapital kann Fielmann seine Expansion sogar noch beschleunigen, expandiert in den folgenden Jahren nach Österreich und in die Schweiz, nach Polen und in die Niederlande.
Inzwischen ist die Nachfrage nach Fielmann-Brillen so groß, dass die alten Fertigungsstätten nicht mehr ausreichen. Im Jahr 2000 legt Günther Fielmann mit seinem Sohn Marc den Grundstein für den Bau seines neuesten Projektes: eines großen Produktions- und Logistikstandortes in Rathenow. Heute arbeiten dort mehr als 1.000 qualifizierte Mitarbeiter, fertigen jedes Jahr Millionen Brillengläser und versenden Millionen Brillen an die Niederlassungen des Unternehmens.
Die Fielmann Akademie Schloss Plön
„Ich trage nicht nur Verantwortung für gute Produkte, sondern auch für meine Mitarbeiter.“
Grundlage von Fielmanns Erfolg sind seine Mitarbeiter. Das weiß er. Kurz nach der Jahrtausendwende erwirbt er vom Land Schleswig-Holstein das Renaissance-Schloss Plön, ein Gebäude mit langer Geschichte. Der Zustand der einstigen Sommerresidenz des dänischen Königs ist besorgniserregend. Mauern drohen einzubrechen, der Dachstuhl ist morsch. Nach vierjähriger Sanierungszeit eröffnet Günther Fielmann 2006 die Fielmann Akademie Schloss Plön, die Aus- und Weiterbildungsstätte seines Unternehmens. Jedes Jahr werden hier mehrere Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult und weiterqualifiziert, machen hier ihre Meisterausbildung.
Der Generationswechsel
„Ich möchte, dass mein Sohn Marc das Unternehmen in die nächste Generation führt.“
Als Günther Fielmann 2009 seinen siebzigsten Geburtstag feiert, besitzt er 664 Niederlassungen und verkauft in Deutschland jede zweite Brille. Langsam und sorgfältig bereitet der Firmengründer die Übergabe des Familienunternehmens an die Nachfolgegeneration vor. Sein Sohn Marc schließt ein Studium an der Business School of Economics ab, absolviert danach zahlreiche Praktika bei namhaften Herstellern der augenoptischen Branche und beginnt dann eine mehrjährige Tour durch die Fielmann-Welt, bevor er 2016 in den Vorstand berufen wird. Günther Fielmann und sein Sohn stehen nun gemeinsam an der Spitze des Familienunternehmens, bis er ihm 2019 den Vorstandsvorsitz übergibt.
Die Zeit nutzt Günther Fielmann für seine zweite große Leidenschaft: die biologische Landwirtschaft. Er betreibt seit Mitte der 80er-Jahre mehrere Betriebe in Schleswig-Holstein, züchtet Limousin-Rinder und gefährdete Haustierrassen wie das Angler Sattelschwein oder das Kärntner Brillenschaf.
Sein Lebenswerk bündelt sich in einem Satz, den Günther Fielmann stets voller Dankbarkeit ausgesprochen hat: „Ich bin über meine Träume hinausgewachsen.“
Der Abschied von Günther Fielmann
Nach einem langen und erfüllten Leben ist unser langjähriger Vorstandsvorsitzender am 3. Januar 2024 im Kreise seiner Familie mit 84 Jahren friedlich eingeschlafen.
Ausgewählte Auszeichnungen
Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland
Ehrentitel Professor des Landes Schleswig-Holstein
Deutscher Gründerpreis
Ehrendoktorwürde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Unternehmer des Jahres, €uro am Sonntag
„Hall of Fame”, Manager Magazin
Deutscher Handelspreis (Kategorie Lebenswerk), Handelsverband Deutschland
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein
Ehrenbürger der Stadt Plön
2000 | Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland |
2002 | Ehrentitel Professor des Landes Schleswig-Holstein |
2003 | Deutscher Gründerpreis |
2004 | Ehrendoktorwürde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel |
2011 | Unternehmer des Jahres, €uro am Sonntag „Hall of Fame”, Manager Magazin |
2012 | Deutscher Handelspreis (Kategorie Lebenswerk), Handelsverband Deutschland |
2016 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein |
2017 | Ehrenbürger der Stadt Plön |