sup. HAMBURG. Die Vision 2025 wird für die Optikerkette Fielmann zur Realität werden: Das war offenbar die Erkenntnis, die für einen Höhenflug der Aktie am Tag der Jahrespressekonferenz des Unternehmens sorgte. Um mehr als 14 Prozent stieg der Kurs auf Werte knapp über 50 Euro, so hoch wie seit fast zwei Jahren nicht. Noch immer hatte es offenbar Zweifel gegeben, ob Fielmann das vor gut fünf Jahren avisierte Ziel für dieses Jahr erreichen würde - nämlich eine bereinigte operative Umsatzrendite von 25 Prozent und einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Jetzt zeigen die Zahlen des ersten Quartals, dass die Ziele realistisch sind, sofern es keinen heftigen Dämpfer gibt. Die aktuelle Prognose passt daher ziemlich genau zu den Plänen, die der damals 29 Jahre alte Marc Fielmann kurz nach seinem Start als Vorstandsvorsitzender im Jahr 2019 formuliert hatte.
Nicht einmal Trump macht Fielmann einen Strich durch die Rechnung. Dem Amerikageschäft, das Fielmann durch zwei Akquisitionen in den vergangenen zwei Jahren gestartet hatte, können Zölle kaum etwas anhaben: Alle Brillen und ein Großteil der Gläser werden in den Vereinigten Staaten produziert, erklärte Marc Fielmann in der Jahrespressekonferenz. Er setzt in den US-Markt große Hoffnung, weil die Verhältnisse dort so sind wie einst hierzulande, als sein Vater die "Brille zum Nulltarif" zum Erfolgsmodell machte. Man könne den meist über ihre Arbeitgeber versicherten Verbrauchern etwas Besseres bieten als das "mickrige Angebot", das sie bisher hätten, sagte Fielmann.
Im vergangenen Jahr setzte die Optikerkette in Amerika knapp 200 Millionen Euro um und schaffte eine Umsatzrendite von knapp zehn Prozent, Tendenz weiter stark steigend. Im Gesamtkonzern kam Fielmann im vergangenen Jahr auf knapp 2,3 Milliarden Euro und eine bereinigte Umsatzrendite von 21,7 Prozent (bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, bereinigt um Einmaleffekte). Lässt man den neuen Markt USA noch außen vor, lag die bereinigte Ebitda-Marge bei 22,8 Prozent. Als Jahresüberschuss weist Fielmann 154 Millionen Euro aus, ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor.
Die schwierige Wirtschaftslage hierzulande und das schlechter gewordene Konsumklima in den USA müssen den Wachstumsplänen von Fielmann nicht grundsätzlich schaden: "In diesem Umfeld entscheiden sich die Verbraucher für den Preisführer", erklärt Finanzvorstand Steffen Bätjer. Dass Fielmann tatsächlich günstiger ist, zeigt ein Blick auf die Marktanteile in Deutschland: Gemessen an der Zahl der verkauften Brillen hat Fielmann einen Marktanteil von 56 Prozent, gemessen am Umsatz ist der Marktanteil nur halb so hoch. Umsatzfördernd ist indes auch für Fielmann der demographische Wandel - denn die alternde Gesellschaft hat eine hohe Nachfrage nach den teureren Gleitsichtbrillen und auch nach Hörgeräten, die Fielmann ebenfalls zunehmend anbietet.
Die hohe Rendite begründet Marc Fielmann nicht nur mit dem fortlaufend steigenden Verkaufsvolumen. Er verweist auch auf ein Sparprogramm und strenge Kostendisziplin. Die Effizienz der Filialen werde gesteigert etwa durch die Optimierung von Wartezeiten, auch mithilfe Künstlicher Intelligenz. Die Aufgaben seien teilweise zentralisiert worden, etwa die Produktion der Brillen am Standort Rathenow in Brandenburg, die administrativen Aufgaben in der Zentrale.
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